Herzlich willkommen zum ersten Video auf diesem YouTube-Kanal zum Thema finanzielle Bildung. Direkt eine provokante Aussage: „Darum hast du kein Geld“ ist der Titel dieses ersten Videos. Ich hoffe, du gehörst nicht zu den Leuten, die wirklich kein Geld haben. Leider gibt es jedoch sehr viele Menschen, die nicht einmal in Entwicklungsländern leben, sondern in Deutschland oder anderen Industriestaaten wie den USA, wo eigentlich viel Geld umgesetzt wird. Doch bei dem Durchschnittsbürger, trotz geregelter Arbeit und eigentlich nicht allzu schlechtem Einkommen, irgendwie nichts übrigbleibt.
Ich war schockiert, als ich vor längerer Zeit gelesen habe, dass der durchschnittliche deutsche Bürger nicht einmal 100 Euro im Monat beiseite legt. Die Frage ist nur: Kann er keine 100 Euro an die Seite legen, oder ist es einfach zu blöd, 100 Euro oder mehr zu sparen? Für die meisten Menschen, die ein durchschnittliches oder gutes Einkommen haben, muss man leider sagen, sie sind einfach zu blöd, Geld zur Seite zu legen. Und warum das so ist, lässt sich eigentlich relativ einfach erklären. Im Englischen gibt es diesen netten Begriff, den einige von euch wahrscheinlich kennen, die sogenannte „lifestyle inflation.“ Das beschreibt im Grunde genommen, dass die Ausgaben mit steigendem Einkommen ebenfalls wachsen oder im schlimmsten Fall sogar über den Kopf wachsen.
Ja, wie ist das zu verstehen? Ganz einfach: Die meisten Menschen haben in ihrem Leben Jobwechsel, bei denen sie mehr Geld verdienen als zuvor. Das ist natürlich gut, aber auf der anderen Seite wachsen auch die Ausgaben in einem unguten Maß. So bleibt von den Einnahmen letztendlich nichts übrig, und das ist das Kernproblem, das die meisten Menschen ihr Leben lang mit sich herumschleppen. Deshalb kommen solche Sprüche wie „Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig“ nicht von ungefähr. Die Leute geben einfach alles, was reinkommt, am gleichen Abend wieder für irgendeinen Schrott aus. Deshalb verwundert es nicht, wenn man sich im Bekanntenkreis oder bei Arbeitskollegen umhört und die eine oder andere Geschichte aufschnappt, dass Leute, die relativ gut verdienen, teilweise massive Probleme haben oder direkt in eine Schieflage geraten, wenn irgendwelche Haushaltsgeräte wie eine Waschmaschine im Wert von 4.500 Euro oder das Auto, das sie sogar benötigen, um zur Arbeit zu fahren, kaputtgehen. Wenn dann nicht einmal ein paar hundert Euro für eine Reparatur vorhanden sind, bei Leuten, die 3.000 bis 4.000 Euro brutto im Monat verdienen, da kann man sich schon fragen, was machen die Leute eigentlich mit ihrem Geld. Wieso ist für so einen Notfall nichts da? Und das liegt genau an der zuvor erwähnten „lifestyle inflation.“
Selbst wenn jemand 500 Euro brutto mehr bekommt als zuvor, dann wird meistens der Fehler gemacht, als erstes zu schauen, welche neue tolle Karre man sich dafür leisten kann, anstatt zu überlegen, wie man das Geld sinnvoll an die Seite legen und investieren kann oder um einfach einen Notgroschen aufzubauen, um eben solche Fälle wie die defekte Waschmaschine oder die nötige Autoreparatur abzudecken.
Während meiner Ausbildung habe ich sogar die Geschichte von einem Kollegen gehört, die mich echt schockiert hat. Ich habe als Azubi nicht wirklich gut verdient, hatte aber trotz eigener Wohnung zusammen mit meiner Freundin immer relativ viel Geld auf dem Konto. Da hat mir doch jemand, der Softwareentwickler gearbeitet hat, erzählt, dass er 2.000 Euro für eine Schädlingsbekämpfung nicht auf dem Konto hatte und dafür einen Kredit aufnehmen musste. Und wir reden hier von jemandem, der vermutlich zwischen 3.000 und 4.000 Euro brutto im Monat verdient hat. Und wenn ich mich recht erinnere, hatte der nicht mal ein Auto. Da kann man sich schon fragen, was machen die Leute eigentlich mit ihrem Geld, dass für irgendeinen Notfall nicht mal etwas da ist und man sich direkt verschulden muss.
Ebenfalls habe ich Leute erlebt, die mit einem so teuren Auto unterwegs sind, das mehrfache ihres Jahresbruttoeinkommens gekostet hat, und das müssen sie dann auch noch von ihrem Nettoeinkommen bezahlen. Das brauchen sie eigentlich nur, um zur Arbeit zu fahren. Um diese Karre dann zu bezahlen. Da kann man sich schon fragen, ob diese Leute nicht rechnen können. Aber wahrscheinlich machen sie sich darüber gar keinen Kopf, und genau deshalb kommt es zu solchen Problemen.
Leider ist unser Bildungssystem nicht gerade so aufgestellt, dass man sagen könnte, das hätte man ja lernen können. Im Prinzip wird man damals sowieso allein gelassen, und selbst studierte Menschen schaffen es nicht zu verstehen, dass man nicht mehr Geld ausgeben kann, als man einnimmt, oder dass selbst alles ausgeben, was man hat, eine relativ bescheidene Idee ist, wenn es darum geht, nicht vor dem finanziellen Abgrund zu landen. Wenn etwas daneben geht, ist dieses Problem tatsächlich unabhängig davon, wie viel man letztendlich verdient. Denn wenn man sich mal umschaut, wird man Geschichten finden von sehr erfolgreichen Schauspielern, die Millionengagen einkassiert haben, oder Profisportlern, gerade im Fußballbereich, oder auch in den USA, im Footballbereich, die am Ende ihrer Karriere mit massiven Schulden dastehen, wo man sich fragen kann, was haben diese Leute getan? Wenn die doch jahrelang Deals über mehrere Millionen Dollar oder Euro im Jahr abgeschlossen und eingenommen haben.
Auch hier ist die Antwort relativ einfach: Alles, was reinkam, ging auch wieder raus, im schlimmsten Fall sogar viel mehr. So dass es eigentlich wundert, dass ein Schauspieler am Ende seiner Karriere mit 15 Millionen Dollar im Minus dasteht. Die Lektion ist eigentlich: Du kannst halt nicht das Geld ausgeben, was reinkommt. Wenn du so wenig verdienst, dass es wirklich für nichts reicht, okay, dann ist das natürlich doof. Da musst du gucken, wie du irgendwie mehr Geld bekommst.
Ein gutes Beispiel sind auch Lottogewinner. Wenn man sich die Geschichte anschaut, gibt es sehr viele, die Millionen gewonnen haben und nach kurzer Zeit wieder mit nichts dastehen. Das liegt einfach daran, dass die Leute mit Geld nicht umgehen können und sich einen Lebensstil aneignen, der nicht zu ihren Einnahmen passt. Und das ist halt leider so. Wenn du 2.000 Euro netto verdienst, dann ist es eine sehr schlechte Idee, 2.000 Euro im Monat auszugeben. Ohne Puffer gibt es vor allem ein Problem, was sehr viele Menschen wahrscheinlich im letzten Jahr gemerkt haben. Wenn du relativ hohe Fixkosten hast, weil du dir zum Beispiel eine recht teure Wohnung gemietet hast, die schon einen großen Teil deines Gehalts auffrisst, ein teures Leasingfahrzeug fährst und deinen Lebensstil massiv an jedem Euro anpasst, der reinkommt, dann hast du ein ernsthaftes Problem, wenn von heute auf morgen eine Einnahmequelle wegfällt oder du deinen Job verlierst.
Wenn du dann zum Arbeitsamt musst, um Arbeitslosengeld zu beantragen, wirst du spätestens dann feststellen, dass es deine hohen Fixkosten niemals decken wird. Wenn du beispielsweise 80 Prozent deines Gehalts monatlich dafür brauchst, um alleine deine Wohnung, dein Auto und deine sonstigen Verpflichtungen zu decken, die man nicht so einfach loswird, dann hast du ein Problem. Denn du kommst eventuell in die Bredouille und musst einen Kredit aufnehmen, nur um deine Fixkosten zu decken. So fängt ein Fass ohne Boden an, weil du nach der Arbeitslosigkeit dann schon mit Schulden dastehst, die du hoffentlich in ein paar Monaten wieder abtragen kannst. Das tut körperlich schon fast weh und es muss nicht sein.
In solchen Situationen wären vermeidbar gewesen, wenn man zum Beispiel nur ein paar Monate auf Luxus verzichtet hätte und das Geld an die Seite gelegt hätte. Denn dann kann man so eine finanzielle Lücke ohne Probleme schließen, wenn es wirklich mal dramatisch wird, und man weniger Einnahmen hat. Die Klassiker, wofür die Leute ihr Geld raushauen, sind meiner Meinung nach solche Dinge wie ein zu teures Auto, eine zu teure Wohnung oder ein zu teures Haus, zu teure Kleidung, zu teure Hobbys. Ich meine, es gibt Leute, die kaufen sich ein Pferd und sind Normalverdiener. Das kann nicht gutgehen. Unnötige Abos, zu teure Verträge für Handy, Strom, Gas, was auch immer. Es gibt Leute, die geben im Monat 50 bis 100 Euro für einen Handyvertrag aus. Natürlich dürfen auch nicht teure Urlaube und sonstige Freizeitaktivitäten und Partys jedes Wochenende nicht fehlen.
In dieser Aufzählung fehlt noch das berühmte Laster, das jeder Mensch haben sollte, wie Rauchen oder so. Das ist auch totaler Quatsch. Wenn ich höre, dass viele Leute mehrere hundert Euro im Monat für Zigaretten ausgeben, ist das Unsinn. Dann gibt es natürlich noch die Finanzierung von unnötigem Krempel, wie Lockangebote, null Prozent Finanzierung für einen Fernseher oder sonstigen Kram, den man nicht unbedingt braucht. Damit halten sich die Leute auch für etwas Besonderes und müssen jahrelang schauen, wie sie den ganzen Kram wieder abbezahlen. Deshalb landen selbst solche Leute, die eigentlich recht gut verdient haben, am Ende ihrer Karriere, zum Beispiel in einer Sondersendung mit dem Dschungelcamp, und versuchen verzweifelt, noch einmal das große Geld zu scheffeln.
Um das Ganze zu veranschaulichen, habe ich hier einige Grafiken in Excel vorbereitet. Ich habe links die Einkommen angenommen, die jedes Jahr gesteigert werden, und rechts die Ausgaben in fast gleicher Höhe, sodass man die typische „lifestyle inflation“ sieht, bei der die Ausgaben quasi mit den Einnahmen fast gleich steigen und somit nichts gespart werden kann.
Was man hierbei noch beachten sollte, ist natürlich, es ist völlig egal, welche Werte ich hier nehme. Auch wenn man das Zehnfache verdient und das Zehnfache ausgibt, sehen diese Linien hier nicht besser aus. Das Ganze kann natürlich noch schlimmer werden, indem man hier permanent mehr ausgibt als man einnimmt und sich nette Zinseszinsen anhäufen. Und hier sieht man schon die Lücke zwischen den Einnahmen und den Ausgaben, und wir können gar nichts zur Seite legen. Noch viel schlimmer wird das Ganze, wenn man massiv mehr ausgibt als man einnimmt und horrende Kreditkartenzinsen anhäuft und sich die Ausgabenlinie irgendwann leicht exponentiell von den eigentlich steigenden Einnahmen entfernt.
Dann gibt es noch die „lifestyle inflation“ mit den Problemen, wie man sie im letzten Jahr gesehen hat, wie dem plötzlichen Einkommenseinbruch, zum Beispiel, weil der Job weggefallen ist oder man Kurzarbeit hat. Wenn man die Ausgaben dann nicht anpassen konnte, hat man natürlich hier ein schönes Gap bei den Einnahmen, und die Ausgaben laufen weiter. Wahrscheinlich hat man Schulden angehäuft, die man jetzt abzahlt, wahrscheinlich mit höheren Zinsen. Ich bin hier relativ niedrig geblieben, aber eigentlich müsste man diese Werte noch erhöhen.
Man kann sehen, dass das in keinem guten Verhältnis steht. Wie kann man das Problem jetzt lösen? Wenn du dich in der misslichen Situation befindest, dass fast dein gesamtes Geld im Monat draufgeht, im schlimmsten Fall sogar noch mehr, gibt es eigentlich nur zwei Lösungswege. Der erste wäre, deinen Lebensstandard herunterzufahren, sodass Geld übrigbleibt. Und der zweite, wenn du nicht auf den Lebensstandard verzichten möchtest, ist, für mehr Einnahmen zu sorgen. Clever ist es, beides zu kombinieren, nämlich die Einnahmen zu erhöhen und gleichzeitig die Ausgaben zu reduzieren, sodass noch mehr übrigbleibt.
Was heißt das jetzt für dich konkret, wenn du leider in der misslichen Situation bist und jeden Monat dein gesamtes Geld ausgibst? Was solltest du machen? Das zeige ich dir jetzt am Beispiel. Um herauszufinden, wie viel Geld man jetzt überhaupt ausgeben kann, nehmen wir jetzt einfach mal an, dass jemand 3000 Euro brutto verdient. Schauen wir uns mal an, was das Nettoeinkommen wäre. Wir gehen einfach mal von jemandem in Steuerklasse 1 aus, ohne Kinder. Alles relativ einfach hier, in der Kirche auf keinen Fall. Und da landen wir bei 2000 Euro netto im Monat.
Jetzt, wenn man gar nichts auf der Seite hat, um herauszufinden, wie viel man davon überhaupt ausgeben dürfte, gehen wir auf die Seite einer Institution, die ich persönlich gar nicht leiden kann, die einem aber dabei leider weiterhelfen kann. Wir schauen uns nämlich mal den Arbeitslosengeldrechner von der Agentur für Arbeit an. Das geht nach oben, ist es so. Da gehen wir jetzt auch von den 3000 Euro brutto aus.
So, und da sehen wir, dass bei 2000 Euro netto, man gerade mal ca. 1200 Euro Arbeitslosengeld bekommen würde. Das bedeutet, mit 2000 Euro netto und ohne Geld für irgendwelche Notfälle auf der Seite, ist genau der Betrag, den man im Monat ausgeben kann. Wer mehr ausgibt, aber kein Geld an die Seite legt, wird bei eintretender Arbeitslosigkeit sofort ein ernstes Problem haben. Denn es besteht eine Lücke von sage und schreibe 800 Euro im Monat!